Diskussionsbeiträge der Projektgruppe Friedensforschung Konstanz, Nr. 54, 2004

3. Perspektiven
3.6 Raum und Zeit
3.6.1

Erweiterung des Konfliktfeldes

    Beispiel 3.6.1.1:

Frankfurter Rundschau, 23.5.2001, S. 3

Modellfall Presevo

 
Vom Balkan kommen auch gute Nachrichten: Der Kampf der "Befreiungsarmee für Presevo, Medvedja und Bujanovac" dürfte noch in dieser Woche ein friedliches Ende finden. Der explosive Konflikt in den mehrheitlich albanischen Gemeinden in Südserbien war ein Erbe aus der Milosevic-Ära. Nach dem Machtwechsel in Belgrad wurde durch geschicktes Krisenmanagement der Ausstieg aus der Spirale der Gewalt eingeleitet. Belgrad delegierte Vizepremier Nebojsa Covic ins Krisengebiet, der erstmals auch Interesse und Sensibilität für die Anliegen der Albaner im Presevo- Tal zeigte. Selbst die Kosovo-Friedenstruppe (Kfor) leistete, wenn auch spät, ihren Beitrag zur Problemlösung und machte den Übergang Richtung Presevo-Tal dicht. Lange hatte die Nato-Truppe toleriert, dass albanische Veteranen aus dem Kosovo- Krieg in der Sicherheit der entmilitarisierten Pufferzone ein neues Betätigungsfeld finden konnten. Dann aber schickte Brüssel sogar einen Vermittler, der den selbst ernannten Befreiungskämpfern die Bedingungen für den Abzug diktierte. Sie gaben auf, als sie die Aussichtslosigkeit ihrer Situation einsahen. Belgrad kommt im Gegenzug den politischen Forderungen der albanischen Mitbürger zum Teil entgegen. Presevo, ein Modellfall für den Balkan? Die von ihren albanischen "Extremisten" bedrängte Regierung Mazedoniens könnte sich in puncto Verhandlungsführung ein Vorbild nehmen. Und die albanischen Rebellen dort könnten nach der Kapitulation ihrer Kampfgefährten in Südserbien die Aussichtslosigkeit ihres eigenen, gefährlichen Kleinkriegs einsehen.

isr

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