Süddeutsche Zeitung,
29.11.2000, S.10 Konflikt
mit Albanern in Südserbien Kostunica
setzt auf Diplomatie Jugoslawiens
Präsident für internationale Vermittlung |
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Von
Bernhard Küppers |
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Belgrad
- Der jugoslawische Präsident Vojislav Kostunica sucht den Konflikt
mit Albanern am innerserbischen Ostrand des Kosovo im internationalen
Zusammenwirken zu lösen. Die jugoslawische Armee und serbische Polizei
zog Kräfte außerhalb der Fünf- Kilometer-Pufferzone zusammen,
wo sich Kämpfer der albanischen "Befreiungsarmee von Presevo,
Bujanovac und Medvedja (UCPBM)" verschanzt haben. Gleichzeitig
betonte Kostunica bei einem Besuch in dem von Serben und Albanern gemischt
besiedelten Krisengebiet, dass er auf Diplomatie setzt. Serben
und die UCPMB vereinbarten eine unbefristete Waffenruhe.
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Vor
mehreren hundert Serben in der Stadt Bujanovac verwies Kostunica indirekt
auf den Unterschied zur Zeit seines Vorgängers Slobodan Milosevic und
sagte: "Ihr habt die Armee und die Polizei, aber diesmal auch die Welt
auf Eurer Seite." Regierungsvertreter von der Demokratischen
Opposition Serbiens (DOS) unterlassen inzwischen auch ultimative Drohungen,
wie sie vergangene Woche nach der Tötung von vier serbischen Polizisten
noch geäußert worden waren. Ziel der UCPBM ist der Anschluss
des Gebiets der drei Gemeinden Presevo, Bujanovac und Medvedja mit seinen
etwa 70 000 albanischen Bewohnern an ein unabhängiges Kosovo. |
Kostunica,
der vom jugoslawischen Armeechef Nebojsa Pavkovic und serbischen Geheimdienstchef
Rade Markovic begleitet wurde, sagte in Bujanovac, es solle respektiert
werden, dass das Gebiet "immer multiethnisch" gewesen sei.
Mit "allen Mitteln" sollten aber auch die territoriale Integrität
und Souveränität Jugoslawiens verteidigt werden. Damit meine er
"vor allem Diplomatie". Für die gegenwärtige Krise machte
Kostunica noch einmal die KFOR verantwortlich. Das Problem sei entstanden,
weil die KFOR "albanische Terroristen in die entmilitarisierte Sicherheitszone
hinein gelassen hat". |
Sein
Außenminister Goran Svilanovic versicherte bei der OSZE-Jahreskonferenz
in Wien der amerikanischen Außenministerin Madeleine Albright, dass die
jugoslawische Armee und serbische Polizei die Pufferzone respektieren werde. Gemäß
einem Abkommen vom Ende des Kosovo-Kriegs darf die jugoslawische Armee in die
fünf Kilometer breite "Boden-Sicherheitszone" zwischen der Ost-
Grenze des Kosovo und Innerserbien nicht hinein und die serbische Polizei nur
mit leichten Waffen. Kostunica, der in Wien die Dokumente zur Wiederaufnahme in
die OSZE unterzeichnete, vermied eine Begegnung mit Albright. Sie ist als Verfechterin
der Nato- Bombenangriffe von 1999 bei den Serben missliebig. Kostunica sprach
in Wien jedoch erstmals den UN-Verwalter des Kosovo, Bernard Kouchner. |
Auf
Vorschlag Kostunicas befasste sich das jugoslawische Bundesparlament mit der Wahl
Mladjan Dinkics von der DOS-nahen Expertengruppe G17 plus zum Nationalbank- Gouverneur.
Zu der Sitzung erschien erstmals seit der Belgrader Wende auch die Abgeordnete
Mira Markovic, Milosevics Frau.
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