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2. |
Konfliktkontext
und Konfliktparteien |
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2.1 |
"Fakten",
Informationen, Hintergründe |
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2.1.6 |
Misstrauen oder
Unsicherheiten in Bezug auf bestimmte Informationen oder Quellen transparent
machen und begründen
Destruktives
Gegenstück: Misstrauen gegenüber
einer Information/Quelle wird nur durch kleine, scheinbar beiläufige
Wörter zum Ausdruck gebracht
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Beispiel
2.1.6.2: Der Artikel unterstreicht
nur implizit aufgrund seiner Wortwahl und der Reihenfolge der Argumente
den Kontrast zwischen Reuters persönlicher optimistischer Einschätzung
der Lage, teils sogar in wörtlicher Rede gehalten, und der reservierteren
Haltung der WELT, die nur von einer "Möglichkeit der Änderung"
spricht und als Beleg das sehr vage formulierte französische Kommuniqué
zitiert.
[Anm. S.J.] |
Die
Welt, 12.2.1949, S. 1
"Frankreich
für einheitliches Deutschland"
Reuters Parisbesuch Verständnis für Eingliederung Berlins
gewachsen
Von unserem Berichterstatter
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P.L.
Paris, 11.Februar
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"Schuman
sagte mir von sich aus: Wir wollen ein einheitliches Deutschland. Sagen
Sie der Berliner Bevölkerung, daß dies nicht nur meine persönliche
Auffassung, sondern der offizielle Standpunkt der französischen Regierung
ist." Dies erklärte der Berliner Oberbürgermeister Reuter
nach seiner gestrigen Zusammenkunft mit Außenminister Schuman und
François-Poncet.
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Reuter
sagte weiter, er sei überzeugt, daß das Verständnis für
die von ihm vertretenen Gesichtspunkte, die für die Eingliederung West-Berlins
als zwölften Landes in die Bundesrepublik sprächen, nach der Unterredung
stärker gewesen sei als vorher. Schuman habe versprochen, die dargelegten
Auffassungen zu prüfen und mit London und Washington beraten zu lassen. |
Donnerstag
mittag war Reuter bei Alain Poher, dem Leiter der deutschen Abteilung im
französischen Außenministerium, zu Gast. Nachmittags fand für
ihn ein Empfang am Sitz der sozialistischen Partei statt, dem führende
Parlamentarier beiwohnten. Abends flog Reuter nach Frankfurt zurück. |
Am
Montag, vor Reuters Ankunft in Paris, schienen die Erfolgsaussichten für
den Besuch gering. In einer Verlautbarung von zuständiger Seite hieß
es: "Die französische Regierung nimmt die Entscheidung des Parlamentarischen
Rates in Bonn über den Einschluß Berlins als zwölften Landes
in Westdeutschland nicht an." |
In
zuständigen diplomatischen Kreisen ist man der Auffassung, daß
dieser Beschluß dem Londoner Abkommen widerspricht. Man fügt
hinzu, daß er praktisch undurchführbar sei, weil die frühere
deutsche Hauptstadt gegenwärtig geteilt sei und ihr Statut noch nicht
festliege. |
Nach
dem Besuch Reuters im Quai d´Orsay gab das Außenministerium
ein Kommuniqué heraus, das die Möglichkeit
einer Änderung der ersten französischen Stellungnahme zuzulassen
scheint. Das Kommuniqué teilt mit, Reuter habe seine Ansichten
über die von ihm gewünschten Änderungen des Statuts der
Stadt Berlin mitgeteilt. Der Außenminister habe Reuter des Verständnisses
der französischen und der alliierten öffentlichen Meinung für
die schwierige Lage der Berliner Bevölkerung versichert.
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