Diskussionsbeiträge der Projektgruppe Friedensforschung Konstanz, Nr. 54, 2004

3. Perspektiven
3.2 Lösungswege / Win-Win-Aspekte
3.2.1

Aufzeigen einer Win-Win-Lösung bzw. möglicher Lösungswege aus dem Konfliktzustand

    Beispiel 3.2.1.1:

Frankfurter Rundschau, 2.7.2001, S.3

Natürliche Bruchlinien

 
Die Auslieferung von Slobodan Milosevic verschärft in Belgrad die bekannten Bruchlinien. Einerseits innerhalb des Bündnisses Demokratischer Kräfte (DOS), das im vergangenen Herbst den Autokraten in gemeinsamer Anstrengung gestürzt hat. Der Zerfall des demokratischen Lagers ist kein Grund zur Beunruhigung, im Gegenteil eine wünschenswerte Entwicklung. Die alten Regimeparteien werden aller Wahrscheinlichkeit nach von der politischen Szene verschwinden. Das Bündnis DOS ist da die Keimzelle des neuen Parteiensystems in Serbien. Die zwei politischen Familien sind schon deutlich zu erkennen. Auf der einen Seite das Lager der konservativen Nationalisten um Jugoslawiens Präsidenten Kostunica. Der andere Pol bildet sich um den urbanen, eher fortschrittlichen serbischen Premier Djindjic. Auch die zweite Bruchstelle zwischen Serbien und Montenegro ist kein Grund zur Panik. Das Rumpfjugoslawien mit nur zwei Teilrepubliken ist eine Konstruktion Milosevics. Der jugoslawische Bundesstaat ist praktisch schon tot. Da Montenegro die gemeinsamen Institutionen nicht anerkennt, hat Serbien heute faktisch zwei Regierungen und zwei Präsidenten. Entweder starten beide Seiten einen Wiederbelebungsversuch, was unwahrscheinlich ist. Oder man einigt sich auf die friedliche Trennung, was den Aufbau einer modernen Verwaltung und demokratischer Institutionen vereinfachen würde. Die schlechteste Variante ist der derzeitige Schwebezustand der Agonie.

isr

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