Diskussionsbeiträge
der Projektgruppe Friedensforschung Konstanz, Nr. 54, 2004
| 3. | Perspektiven | |
| 3.2 | Lösungswege / Win-Win-Aspekte | |
| 3.2.12 |
Konkretes Beispiel von Freundschafts-, Vertrauens- und Kooperationsaufbau |
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| Beispiel 3.2.12.1: |
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Süddeutsche Zeitung, 17.10.2000, S.11 Städtepartnerschaft
mit Novi Sad |
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Von Ruth Ciesinger |
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Seit
Beginn der Kriege im ehemaligen Jugoslawien unterstützte Dortmund die
Hauptstadt der Provinz Vojvodina, zusammen mit Organisationen wie dem Roten
Kreuz, der evangelischen Kirche sowie Privatpersonen; die seit 1981 bestehende
Städtepartnerschaft zerbrach auch während der 90er Jahre nicht.
Insofern ist Dortmund "eine Ausnahme", wie auch der ehemalige
Dürener Bürgermeister Josef Vosen begeistert feststellt. Vosen
koordiniert die "Städteprojektpartnerschaften", die das Auswärtige
Amt Anfang des Jahres im Zusammenhang mit dem Stabilitätspakt in Brüssel
ins Leben gerufen hat. Als Konsequenz aus dem Kosovo-Krieg wollte Berlin
die serbische Bevölkerung unterstützen - besonders die Opposition.
Auf Regierungsebene war das aus naheliegenden Gründen nicht möglich,
deshalb griff man auf den direkten Städtekontakt zurück, beteiligte
sich finanziell an bereits bestehender Zusammenarbeit und vermittelte neue
Partner. Außerdem sei die direkte Hilfe durch eine andere Stadt "weniger
anonym", sagt Vosen - der Westen sollte ein Gesicht bekommen. |
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Die
Nato-Bomber flogen noch Angriffe auf die Industriestadt, zerstörten
die Raffinerie, die drei Donaubrücken und die Trinkwasserversorgung
- da rollten schon die Laster mit Lebensmitteln aus Dortmund , man intensivierte
sogar die bisherige Hilfe. Denn in Novi Sad hätten die demokratischen
Parteien immer die Mehrheit im Stadtrat gehabt, sagt Dieter Dieckerhoff
von der Dortmunder Stadtverwaltung. Die wollte man weiter unterstützen,
ebenso die Menschen, die unter den Folgen der Bombardierung und des Embargos
litten. |
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Bei
Alexander Ivkovac gewinnt man den Eindruck, dass das Konzept aufgegangen
ist. Ivkovac spricht gerade auf der anderen Leitung;
bis er aufgelegt hat, erzählt eine Kollegin begeistert, wie bekannt
jene Dortmunder in Novi Sad seien, die Lebensmittellieferungen begleitet
oder im Behindertenheim geholfen hätten - eine, Hannelore Lamche, ist
mittlerweile Ehrenbürgerin in Novi Sad. Ivkovac selbst hat lange
der Liga der Sozialdemokraten der Provinz Vojvodina angehört und ist
inzwischen parteilos. Für ihn haben alle Projekte
von der Suppenküche im Winter bis zu Medikamentenlieferungen dazu beigetragen
"die Milosevic-Partei in Novi Sad weiter zu schwächen". Das
Vertrauen der Bevölkerung in die Stadtverwaltung sei dadurch gestärkt
worden, denn Belgrad habe sie als Opposition äußerst knapp gehalten.
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"Die
wichtigste Hilfe für uns war aber die Unterstützung der Oppositions-Medien",
sagt Ivkovac. Vom Bundespresseamt flossen Gelder an unabhängige
Zeitungen und Radiosender - auch dank der Ansprechpartner aus Dortmund.
Druckpapier und technische Geräte wurden in riskanten Unternehmungen
am Zoll vorbei geschmuggelt. Sabine Westphal, die oft in Jugoslawien war,
hatte in der Handtasche meist Mini-CD-Spieler oder anderes Material für
illegale Radiosender dabei. Sie ist immer noch beeindruckt
von dem "Enthusiasmus, mit dem gearbeitet wurde". Einmal
hat sie einen Sender besucht, der im dritten Stock eines Hauses untergebracht
war. Draußen stand der Übertragungswagen des staatlichen Fernsehens,
doch keiner war beunruhigt. Im Gegenteil, die Mitarbeiter hätten sich
sicherer gefühlt - niemand hätte an diesem Platz einen Piratensender
vermutet. "Ich glaube", so Westphals Fazit,
"unsere Hilfe hat erhebliche moralische Unterstützung gebracht.
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Bildunterschrift: |