Diskussionsbeiträge
der Projektgruppe Friedensforschung Konstanz, Nr. 54, 2004
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Tageszeitung, 3.4.2001, Seite 11 (Kommentar) MILOSEVIC
MUSS IN BELGRAD VERURTEILT WERDEN UND DORT EINSITZEN |
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Leichtgewichtig
sind die Anklagen also nicht, denen sich Milosevic in Serbien gegenübergestellt
sieht. Trotzdem fragt man sich, wohin er gehört: vor das Bezirksgericht
in Belgrad oder das Internationale Kriegsverbrechertribunal in Den Haag?
Diese Frage ist politisch. Die UNO, die das Gericht
in Den Haag eingerichtet hat, ist kein Überstaat, der auf klassischer
Gewaltenteilung beruht. Und jener Staat, der sich am stärksten für
diesen Gerichtshof einsetzt, die USA, würde nie erlauben, dass einer
ihrer Bürger einem solchen Tribunal ausgesetzt wird. Aber die USA sind
die letzte Supermacht; und schon die Supermacht der Antike, Rom, hat den
Spruch geprägt: Quod licet Iovi, non licet bovi (Was Jupiter darf,
darf der Ochse noch lange nicht). Was ist für die Demokratie
in Serbien nützlicher: ein Urteil in Den Haag oder in Belgrad? |
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Wird
Milosevic von fremden Richtern in einer fremden Sprache aufgrund einer undurchsichtigen
Prozessordnung verurteilt anstatt aufgrund normal verabschiedeter Strafgesetze,
kann er als Märtyrer hochstilisiert werden. Dann aber kann sich
das neue Serbien, das sich der Welt als Rechtsstaat vorstellen will, nicht
als solches behaupten. Und der Mann wird nicht als
der verurteilt, der er war, nämlich ein machthungriger, aus Eigeninteresse
handelnder, feiger Massenmörder. Serbien sollte die Chance erhalten,
mit seiner Vergangenheit fertig zu werden. Das darf nichts damit zu tun
haben, wie viele Millionen Dollar Washington gewillt ist den Serben zu spenden. |
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| IVAN
IVANJI Publizist in Wien, war Übersetzer von Tito |